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Tipps für bessere und schärfere Landschaftsaufnahmen

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MHFoto
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Tipps für bessere und schärfere Landschaftsaufnahmen

 

Hallo Fotofreunde!

 

Hier möchte ich heute einige Tipps vorstellen, mit denen es möglich ist, zumindest rein technisch superscharfe Landschaftsaufnahmen zu machen. Ob ein Landschaftsfoto gut wird, entscheidet ja nicht nur die Schärfe alleine. Es spielen natürlich andere Faktoren wie die Motivauswahl, Zeit, Lichtstimmung, Bildaufbau eine wesentliche Rolle. Aber ein gutes Landschaftsfoto, ist immer eine Mischung aus einer technisch sauber durchgeführten Aufnahme, dem besonderem Motiv oder der besonderen Stimmung, welche Ihr im Bild eingefangen habt. Auch wenn es nicht immer gelingt das perfekte Landschaftsfoto zu machen, so ist es wichtig, zumindest den Bereich der technischen Durchführung eines Landschaftsfotos zu kennen, um sich beim Fotografieren nur noch um das Motiv selbst zu kümmern. Manchmal ist es so, dass Minuten entscheiden, ob man ein Motiv im besonderem Licht einfängt oder den Moment verpasst. Hier wäre es schade, wenn man es verpasst, nur weil man damit beschäftigt war, Einstellungen an der Kamera vorzunehmen.

 

1. Stativ

 

Die Grundlage für scharfe Landschaftsfotos ist ein stabiles und zuverlässiges Stativ.

Natürlich kann man ein Foto auch aus der Hand machen, keine Frage. Aber sobald das Licht etwas schwächer wird und man gezwungen ist länger zu belichten, werden Fotos welche aus der Hand geschossen wurden nicht mehr ganz scharf. Und das beginnt bereits bei Belichtungszeiten unterhalb von 1/30 Sec. Daran kann auch ein Bildstabilisator nichts ändern.

 

So war ich vor wenigen Jahren mit einem Foto-Freund in Venedig fotografieren. Ein erfahrener und langjähriger Fotograf. Schon am ersten Tag passierte folgendes. Wir bauten die Kameras auf die Stative und er stellte fest, dass seine Bodenplatte nicht richtig im Stativkopf einrastet und die Kamera samt Bodenplatte wackelt. Eine Stunde später flog im das Stativ um die Ohren, da sich ein Bein löste und er es nicht mehr richtig fest befestigen konnte. Wie sich herausgestellt hat, hat er das an sich hochpreisige futuristisch anmutende Stativ von seiner Frau zum Geburtstag bekommen, es vorher noch nie getestet, und es in der Überzeugung „teuer ist gut“ ungetestet auf die Fototour mitgenommen. Er musste vor Ort leider ein neues Stativ kaufen.

 

Ich möchte damit nicht sagen, dass Biligstative besser sind, denn das wäre falsch. Aber es gibt eine Reihe preiswerte und sehr gute Stative, die es mindestens genau so gut tun. Wichtig ist, die Stative vorher ausgiebig zu testen, sein Equipment zu kennen um zu wissen, ob man sich darauf verlassen kann.

 

2. Fernauslöser

 

Spätestens dann, wenn man mehrere Aufnahmen machen möchte, weil man sie später übereinanderlegen und zu einem Bild verrechnen möchte, sollte man einen Fernauslöser benutzen.

Viele der Auslöser bieten zusätzlich eine programmierbare Intervall-Funktion an. Mit dem Intervallometer kann man die Kamera so programmieren, dass sie z.b. 30 Minuten lang, alle 30 Sekunden ein Bild von 15 Sekunden Belichtungszeit machen soll. So lassen sich damit Filmsequenzen, sogenannte Timelapse-Aufnahmen anfertigen.

Eine Kamera mit einem Objektiv vorne dran, schwingt immer nach, nachdem man sie angefasst hat. Auch nach dem drücken des Auslösers, kommt es zu Vibrationen durch den Spiegelkasten oder den Verschlussvorhang, die je nach der Größe des Objektivs unterschiedlich lang nachschwingen. Wer also sichergehen möchte, dass seine Bilder scharf bleiben, sollte die Kamera mit einem kabelgebundenem, einem Funkauslöser oder mit dem Handy und der entsprechenden Remote-App auslösen, sofern die Kamera diese Funktion anbietet.

 

Ich persönlich benutze einen kabelgebundenen Fernauslöser. Diese funktionieren auch wenn der Akku leer ist. Ein Funkauslöser tut es nicht mehr wenn der Akku alle ist. Eine Handy-App funktioniert nur, wenn der Akku des Handys auch geladen ist. Wer also die App Variante bevorzugt, sollte sein Handy immer gut laden, oder eine Pufferbatterie „Powerbank“ zur Sicherheit mitnehmen.

 

3. Spiegelvorauslösung

 

Wer eine DSLR Kamera benutzt sollte im Menü die Spiegelvorauslösung aktivieren. Der Spiegel schnallt vor dem Auslösen nach oben, so das das Licht ungehindert auf dem Sensor landen kann, und nicht mehr durch den Spiegel und das Prisma in den Sucher geleitet wird. Dabei entstehen Vibrationen die durchaus dafür sorgen können, dass ein Bild nicht mehr die optimale Schärfe hat.

Wer eine spiegellose Systemkamera benutzt, hat das Problem mit dem Spiegel nicht mehr, und somit auch eine Sorge weniger. Wer die Spiegelvorauslösung aktiviert sollte zwei mal den Auslöser drücken. Beim ersten Auslösen wird der Spiegel hochgeklappt und beim zweiten Auslösen wird dann das Bild aufgenommen. So verhindert man gänzlich die Nachschwingung durch den Spiegel.

 

 

4. Bildstabilisator

 

Ein Bildstabilisator ist eine echt feine Sache. Aber nicht bei Landschaftsaufnahmen vom Stativ aus. Hier kann der Stabilisator sogar zur einer echten Falle werden. Während Stabilisatoren die direkt in den Kameras verbaut sind in der Regel keine Probleme bereiten, führen die Stabilisatoren in Objektiven oft zu unscharfen Bildern wenn die Kamera auf einem Stativ steht. Ein Stabilisator im Objektiv ist so eingerichtet, dass er auf Bewegungen reagiert und diese versucht auszugleichen. Wenn die Kamera auf dem Stativ steht und sich nichts bewegt, bewegt sich oftmals der Stabilisator selbst, und versucht etwas auszugleichen was überhaupt nicht da ist. Deshalb immer daran denken, wer Landschaftsfotos vom Stativ machen möchte, schaltet unbedingt den Bildstabilisator im Objektiv aus. Ich hatte das Problem selbst an zwei hochpreisigen Weitwinkelobjektiven von Canon und Tamron. Es ist kein Fehler der hervorragenden Objektive, aber es ist ein bauartbedingter Makel der in dieser Konstellation zu unerwünschten Ergebnissen führt.

 

5. RAW

 

Wer eine Kamera besitzt die im RAW Format aufnehmen kann, sollte es auch nutzen. Bei den heutigen Preisen und Speichergrößen von Speicherkarten, kann man es sich auch leisten RAW+JPEG einzuschalten. Vor allem dann, wenn wir ein Reiseziel besuchen, welches wir für viele viele Jahre nicht mehr besuchen werden, sollte RAW benutzt werden. Wenn wir ein tolles aber völlig unterbelichtetes Foto in JPEG gemacht haben, ist es verloren, da wir es in der Bildbearbeitung nicht mehr korrigieren können. Das RAW Format bietet aber so viel an Informationen, dass das Bild ohne Qualitätsverluste noch ohne Probleme um zwei bis drei Blendenstufen ( je nach Kameramodell) ohne weiteres aufgehellt werden kann. Darüber hinaus, kann der Weißabgleich eines Fotos im RAW Format nachträglich noch in jede beliebige Richtung gedreht und korrigiert werden, was in JPEG nicht mehr möglich ist.

 

6. ISO

 

Abgesehn von Nachtaufnahmen wo ich die Milchstrasse mit aufs Bild bekommen möchte und dafür ISO 3200 oder sogar ISO 6400 benutze, versuche ich bei Landschaftsfotos immer den kleinsten ISO Wert zu wählen. Bei vielen Kameras ist es ISO 100, bei den etwas höherwertigen Kameras ist es ISO 50. Je niedriger die ISO Empfindlichkeit ist, um so höher ist der Signalabstand zwischen den tatsächlichen Bildinformationen und den unerwünschten Pixelfehlern auf dem Sensor, dem ISO Rauschen. Manchmal werden Fotos bewusst etwas unterbelichtet, weil aus den dunklen Bildbereichen viel mehr Informationen zurückgewonnen werden können, als es in den Lichtern, also den hellen Bereichen der Fall ist. In den Lichtern kommt es oft schon bei leichter Überbelichtung zum Komplettverlust der Bildinformationen, sogenannten Tonwertabrissen. Es ist deshalb immer sinnvoller zu unterbelichten als zu überbelichten. Auch wenn es Techniken wie ETTR (exposure to the right – nach rechts belichten) gibt, die ganz gezielt mit Zuhilfenahme des Histogramms an die Grenze der Helligkeit gehen, ohne Informationsverlust zu erzeugen. Auf die möchte ich jetzt hier aber nicht weiter eingehen.

 

7. Blende

 

Schon in analogen Zeiten gab es den schönen Fotografen-Spruch „Die Sonne lacht, nimm Blende acht“. Dieser Spruch hat seine Gültigkeit auch bis Heute nicht verloren. Die höchste Abbildungsleistung entwickeln Objektive meist in der Mitte. Dabei ist es egal ob die Mitte der Linse, die Mitte der Blenden oder die Mitte der Brennweite gemeint ist. So ist es oftmals bei Zoom-Objektiven z.b. 24-70mm, dass die höchste Abbildungsleistung oft in der Mitte liegt also bei 50mm. Ebenso ist der Bereich in der Mitte des Objektivs immer am schärfsten, und die Schärfe fällt zum Rand hin ab. Auch bei der Wahl der Blende liegt die optimale Abbildungsleistung ungefähr in der Mitte der Blenden. So ist die Blende 8 bei ganz vielen Objektiven die Blende, welche im gesamten Abbildungsbereich durchgehend die höchste Abbildungsleistung liefert. Aber reicht mir denn die Blende 8 um wirklich alles im Bild scharf zu bekommen? Da kommen wir zum nächsten Punkt….

 

8. Hyperfokaldistanz und Displayvorschau

 

Die Blende regelt die Schärfentiefe im Bild. Wenn wir uns die Welt vor dem Kamerasensor als Scheiben eines CT-Scans vorstellen, so ist bei Blende 1,2 die erste Scheibe scharf, bei Blende 4 sind es die ersten drei Scheiben und bei Blende 8 sind es zehn Scheiben etc.pp. Also könnte man meinen, dann nehme ich doch Blende 20 oder 32 dann ist alles im Bild durchgehend superscharf! Nein. Leider geht diese Rechnung nicht auf. Wenn wir die Blende stark schliessen, bleibt am Ende eine nur ganz kleine Öffnung, durch die das Licht auf den Sensor fällt. In diesem Zustand wird der Lichtstrahl stark gebeugt um den Rand des Sensors zu erreichen. Dabei wird zwar die Schärfentiefe im Bild erhöht, aber die Gesamtschärfe nimmt dabei leider ab. Das nennt man Beugungsunschärfe.

Die Beugungsunschärfe beginnt bei Vollformat-Kameras ungefähr bei f/16 und bei Kameras mit einem Crop-Sensor macht sie sich schon ab f/13 bemerkbar. Die Schärfeebene verteilt sich von unserem Fokuspunkt immer 1/3 nach vorne und 2/3 nach Hinten. Bei einem Landschaftsfoto verschenkt man also jede menge Schärfe wenn man auf unendlich fokussiert. Bereits bei Blende 8 und 16mm Brennweite liegt die optimale Distanz für den Fokuspunkt bei Vollformat-Kameras bei ca. 2 Metern. Diese Distanz wird Hyperfokaldistanz genannt. Sie variiert je nach Sensorgröße und der Brennweite. Um die Hyperfokaldistanz für Eure Kamera und Objektiv zu ermitteln empfehle ich eine Handy-App wie den Hyperfocal Calculator. Diese sind oft kostenlos und man kann dort Kameramodell, Brennweite und die Blende eingeben, und bekommt im Gegenzug die optimale Entfernung zum fokussieren angezeigt.

 

9. MF oder AF?

 

Heutige Kameras haben alle einen sehr sehr gut funktionierenden Autofokus. Er ist nicht nur schnell sondern sehr zuverlässig. In Landschaftsaufnahmen überlasse ich es aber nicht dem Autofokus, da ich meist die Zeit habe, um über die Displayvorschau zu fokussieren und mit der Displaylupe den Fokuspunkt zu betrachten und die optimale Schärfe mit dem Fokusring einzustellen. Und da wir ja wissen was die Hyperfokaldistanz ist und ausgerechnet haben, dass bei 16mm und Vollformat bei Blende 8, die optimale Schärfe auf 1,8m liegt, suchen wir uns einen Fokusspunkt, der in einer Entfernung von 2m eingestellt wird, und dann über die Displaylupe ganz genau scharf gestellt wird.

 

10. Grauverlaufsfilter und Belichtungsreihe

 

Moderne Kameras verfügen alle über hervorragende Sensoren, welche einen enormen Dynamikumfang einfangen können. Dennoch ist es in manchen Situationen schwer den gesamten Dynamikbereich im Bild einzufangen, vor allem dann wenn die Lichtverhältnisse im Gegenlicht z.b. sehr stark ausfallen. Hier empfiehlt es sich, ein Filtersystem mit Grauverlaufsfltern zu verwenden, der den Dynamikumfang reduziert. Der hellster Bereich im Bild, meist der Himmel, wird so etwas abgedunkelt und wir bekommen ein etwas gleichmässigeres oft besser belichtetes Bild. Wer keine Filter einsetzt, weil er keine hat, kann auch eine Belichtungsreihe anfertigen, oder Kamerafunktionen wie HDR benutzen. Bei der Belichtungsreihe werden drei oder mehr Fotos vom Stativ gemacht, die unterschiedlich belichtet sind. Eine Belichtung -1 EV (EV - Exposure value - belichtungswert) eine bei 0EV und eien bei +EV. Also ein Bild etwas unterbelichtet, eine Normalbelichtung und ein etwas überbelichtetes Bild. Diese Bilder werden dann mit einem Bildbearbeitungsprogramm übereinandergelegt und zu einem Bild montiert. Dabei kann man die Lichter mit dem etwas unterbelichteten Bild reparieren, die Normalbelichtung ist das Ausgangsbild und mit der überbelichteten Aufnahme kann man die tiefen Bildbereiche aufhellen. Dies erfordert aber einiges an Zeit und erfordert Kenntnisse in der Bildbearbeitung mit einem ebenenbasierten Bildbearbeitungsprogramm.

 

 

11. Zeit und Ort

 

Ein besonderes Bild entsteht immer dann, wenn wir eine Landschaft dann fotografieren, wenn sich dort besondere Naturphänomene wie Gewitter, Regenbogen, Wolkenfronten abspielen, wenn dort eine besondere Lichtstimmung entsteht wie zum Sonnenaufgang oder dem Sonnenuntergang. Deshalb fotografieren Landschaftsfotografen überwiegend in der goldenen Stunde zum Sonnenaufgang oder in der blauen Stunde zum Sonnenuntergang. Es gibt dann weniger Schattenbildung, das Licht ist weich und warm. Handy-Apps wie „Exate Golden Hour“

verraten uns je nach GPS Koordinaten, wie und wann die Sonne auf oder untergeht. Wie lange die goldene oder die blaue Stunde dauert. Und sogar ob an diesem Tag mit besonderen Wetterverhältnissen zu rechnen ist. Sie zeigen uns sogar auf einer Landkarte an, wo wir uns befinden

und wo die Sonne auf oder untergeht. So kann schon vorab ein perfektes Foto geplant und umgesetzt werden.

 

 

12. Bildaufbau

 

Schon die Maler der Antike verstanden, dass alles in der Natur ein göttliches Muster hat, nach dem alles in Dritteln aufgebaut ist. Sie verstanden es ihre Bilder genau nach diesem Muster zu malen, und verzaubern damit bis in die heutige Zeit Zuschauer, die ihre Werke nach so vielen teils Jahrhunderten immer noch euphorisch bewundern. Der goldener Schnitt. Natürlich ist der goldener Schnitt nur eine Regel, die es manchmal auch zu brechen bedarf, aber für den Anfang ist der goldene Schnitt, ein wunderbarer Rahmen an den wir uns halten können und relativ sicher sein können, nichts falsch zu machen. So ist es in der Landschaftsfotografie oft zu sehen, dass ein Bild entweder 2/3 Boden und 1/3 Himmel zeigt oder umgekehrt. Dabei spielen die Schnittpunkte der Drittel-Linien jeweils eine besondere Rolle, denn dort findet am häufigsten unser Hauptmotiv im Bild seinen Platz. Aus diesem Grund sollte sich jeder Fotograf auch mal einige Landschaftsbilder von berühmten Malern wie Caspar David Friedrich anschauen und sich mit dem goldenen Schnitt auseinandersetzen.

 

 

Ich hoffe hiermit einige interessante Punkte angesprochen zu haben, die dem einen oder anderen Leser helfen noch bessere, schärfere und noch schönere Landschaftsbilder zu machen.

 

Und nun wünsche ich viel Spaß und Erfolg bei Euren Landschaftsfotos und immer gut Licht!

 

Kritik, Lob, Anregungen und weitere Vorschläge sind erwünscht.

 

Gruß MHFoto

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