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Tabletop-Fotografie

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Peter_S.
Genius
416 Aufrufe

Die Tabletop-Fotografie ist ein ungewöhnliches, aber äußerst reizvolles Teilgebiet der Fotografie.

 

Phantasie - das ist die Einbildungskraft des Menschen, sein schöpferisches Denken, seine Erfindungsgabe. Welcher Mensch läßt nicht gern einmal den grauen Alltag hinter sich und flüchtet sich für Minuten oder Stunden ins Reich der Phantasie? Dort können wir unsere kühnsten Gedanken Wirklichkeit werden lassen, können Luftschlösser bauen und Bilder vor unserem geistigen Auge entstehen lasse, die es in Wirklichkeit nicht gibt oder geben kann. Die Künstler, wie Maler, Bildhauer oder Dichter, können ihre Gedankenbilder meist mehr oder weniger gut realisieren bzw. zu Papier bringen, aber was machen wir Fotografen? Ganz einfach: Wir bedienen uns der Tabletop-Fotografie.

 

Die Anfänge der Tabletop-Fotografie können vielleicht bei den Bühnenbildnern der Theater oder Filmstudios zu suchen sein. Von den Kulissen müssen maßstabsgetreue Modelle gebastelt werden, die dann fotografiert und archiviert werden.Solche Modellfotos sind von Fotografien der realen Bühnenarchitektur kaum zu unterscheiden. Die möglichst naturgetreue Nachbildung der Realität ist aber nur eine Möglichkeit der Tabletop-Fotografie.

 

Eine noch interessantere Möglichkeit bietet sich uns, wenn wir in freier Gestaltung unsere Miniaturen und Modelle arrangieren und so Bilder entstehen lassen, die unserer phantasievollen Neigung gerecht werden. Bei der Tabletop-Fotografie manipulieren wir nicht mit der Kamera, sondern wir arrangieren die Dinge vor der Kamera. Wir bauen uns eine Welt nach unseren Vorstellungen. So entstehen Märchen, Utopien, Nonsens und surreale Bilder.

 

Da es für diese Art der Fotografie keinen umfassenden deutschen Begriff gab, übernahm man das englische Wort 'Tabletop'. Frei übersetzt heißt es: 'Auf den Tisch gestellt', aber was sagt das schon? Auch Stilleben stehen oft auf dem Tisch und sind dennoch keine 'Tabletops'. Bei einem Stilleben bleibt das Objekt als solches immer Bildmittelpunkt und klar erkennbar. Auch dann, wenn aus einem rein dokumentarischen Foto durch verschiedene Manipulationen bei oder nach der Aufnahme ein Foto entsteht, das auch künstlerischen Ansprüchen genügt. Beim Tabletop sieht es aber ganz anders aus. Hier wird der Fotograf nicht hinter der Kamera gefordert, sondern vor der Kamera. Die ganze Phantasie muß zur Gestaltung des Motivs eingesetzt werden.

 

Wenn man anfängt, sich mit der Tabletop-Fotografie zu beschäftigen, fehlen oft noch die zündenden Ideen zur Bildgestaltung. Welche Objekte eignen sich denn für diese Art der Fotografie? Erst wenn man sich konsequenter mit diesem Hobby beschäftigt, bekommt man bald einen geschulten Blick für geeignete Objekte. Ein Stück Draht können wir zu einer Figur biegen, aus Papier und Pappe lassen sich verschiedene Dinge zusammenkleben, aus Zeitungen können wir Gebirge entstehen lassen. Viele Dinge, die andere achtlos wegwerfen, können dem Tabletop-Fotografen noch nützlich sein. Alte Dosen, leere Streichholzschachteln oder rostende Blechautos sind genauso verwendbar wie Kieselsteine, Drahtstückchen oder Holzabfälle. Auch Spielzeug jeder Art läßt sich für den Aufbau einer Szene verwenden. Wer mit offenen Augen seine tägliche Umwelt beobachtet, wird viele Dinge entdecken, die sich für die Tabletop-Fotografie verwenden lassen.

 

Tabletop-Fotografie ist ein sehr zeitaufwendiges Hobby - bedingt durch die Herstellung der Objekte und den teilweise recht umfangreichen Aufbau der Szenerie. Man wird sich dabei meist wirklich auf einen Tisch, verschiedene Hintergrundkartons und zur Beleuchtung auf ein oder zwei Blitzleuchten oder kleinere Kunstlichtquellen beschränken. Aber auch das vorhandene Tageslicht ist geeignet, kann es doch mit Hilfe von Reflexfolien und sogenannten 'Negern' - sprich schwarze Kartons - durchaus modelliert werden. Das zur Tabletop-Fotografie auch ein stabiles Stativ gehört, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.

 

Die Tabletop-Fotografie ist eine ruhige Fotografie. Genau das richtige für gestreßte Nerven. Man geht mit viel Zeit an das Motiv heran, es kann ja nicht weglaufen. Außerdem ist es ein Ganzjahres-Hobby, denn Tabletop-Wetter ist immer.

Mit ein wenig Geschick und viel Phantasie kann man sich mit Hilfe der Tabletops in eine andere Welt versetzen und so den grauen Alltag für einige Stunden vergessen.

 

Ich hoffe, ich konnte Euch diesen Zweig der Fotografie ein wenig schmackhaft machen.

 

Gruß Jürgen