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Blenden, Blendewerte und Schärfentiefe

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Peter_S.
Genius
1.487 Aufrufe

Hallo zusammen,

 

heute möchte ich das Thema Blende und Schärfentiefe ein wenig näher beleuchten. Jeder hat schon davon gehört - aber nicht jeder weiß genau was es ist oder wie man sie richtig einzusetzt.

 

Blende und Belichtung

Die Blende eines Objektivs – in der Optik auch als „Diaphragma“ oder „Iris“ bekannt – ist ein geniales Meisterwerk der Ingenieurkunst und bietet eine variable Öffnung, die im Strahlengang sitzt und somit die Lichtmenge steuert. Vorbild hierfür war natürlich mal wieder die Natur - nämlich die Iris des menschlichen Auges. Blende und Verschlusszeit sind die beiden wichtigsten Instrumente zur Steuerung der Belichtung: Bei einer kürzeren Verschlusszeit muss die Blendenöffnung größer sein, um mehr Licht auf den Sensor zu lassen, während mehr Licht eine kleinere Blendenöffnung erfordert. Alternativ kann immer die gleiche Blendeneinstellung gewählt und lediglich die Verschlusszeit geändert werden, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen. Aber die Größe der Blendenöffnung bestimmt nicht nur die Lichtmenge, die durch die Blende „gebündelt“ wird, sie beeinflusst auch direkt die Schärfentiefe. Ihr müsst also immer beides, Blende und Verschlusszeit, kontrollieren und beeinflussen, um das gewünschte Bildergebnis zu erzielen.

 

Blendenwerte oder Blendenstufen

Alle Objektive haben eine maximale und minimale Blendenöffnung, ausgedrückt als „Blendenzahl (F)“, aber es ist die größte Blendenöffnung, die am häufigsten in Objektivspezifikationen publiziert wird. Nehmen wir beispielsweise das Objektiv SAL-35F14G von Sony. Hierbei handelt es sich um ein 1,4/35-mm-Objektiv: 35 mm ist die Brennweite und F1,4 ist die maximale Blendenöffnung. Was genau bedeutet „F1,4“? Die mathematischen Zusammenhänge der technischen Details werden unter „Die Berechnung der Blendenwerte“ erläutert, aber für ein praktisches Verständnis reicht es zu wissen, dass ein kleiner Blendenwert einer größeren Blendenöffnung entspricht. Blende 1,4 ist die größte Blendenöffnung, die man bei den gebräuchlichsten Objektiven findet. Objektive mit einer maximalen Blendenöffnung von 1,4, 2 oder 2,8 werden allgemein als „lichtstark“ bezeichnet.

blende1.jpg

Die Standard-Blendenwerte, auch Blendenreihe genannt, die bei fotografischen Objektiven verwendet werden, beginnend bei der größeren Blendenöffnung hin zu kleineren Blendenöffnungen: 1,4, 2, 2,8, 4, 5,6, 8, 11, 16, 22 und manchmal 32 (für Mathematiker: Die Blendenreihe entwickelt sich aus den Potenzen der Quadratwurzel aus 2). Hierbei handelt es sich um ganze Blendenstufen. Man findet aber auch Blendenzahlen, die einer drittel oder halben Blendenstufe entsprechen. Die Verringerung des Blendenwerts um einen vollen Wert verdoppelt die Lichtmenge, die durch das Objektiv gelangt. Eine Erhöhung des Blendenwerts um einen vollen Wert halbiert die Lichtmenge, die den Sensor erreicht.

 

Die Berechnung der Blendenwerte

Die Blendenöffnung ergibt sich aus der Brennweite des Objektivs dividiert durch den effektiven Blendendurchmesser. Nehmen wir z. B. das Objektiv SAL-3514G. Wenn die Blende auf den Maximalwert von 1,4 eingestellt ist, errechnet sich die größte Blendenöffnung folgendermaßen:

 

35 ÷ 1,4 = 25 (mm). Beachtet, dass sich bei einer Änderung der Brennweite auch der Durchmesser der Blende ändert, obwohl der Blendenwert gleich geblieben ist. In einem weiteren Beispiel berechnen wir die Blendenöffnung für ein 300-mm-Teleobjektiv mit Blende 1,4: 300 ÷ 1,4 ˜ 214 (mm)! Diese immense Blendenöffnung benötigt eine extrem große und sehr kostspielige Linse. Dies ist ein Grund, weshalb solche sehr teuren Teleobjektive eher selten anzutreffen sind. Es gibt grundsätzlich keine Notwendigkeit für den Fotografen, die tatsächliche Blendenöffnung zu kennen, aber es ist sehr hilfreich, die Zusammenhänge zu verstehen.

 

Blende und Schärfentiefe

Die Schärfentiefe gibt den Entfernungsbereich an, in dem ein Objekt noch scharf abgebildet wird. In manchen Situationen kann die Schärfentiefe nur noch wenige Millimeter betragen. Das andere Extrem sind Landschaftsaufnahmen, bei denen sich die Schärfentiefe über Kilometer erstreckt. Die Kontrolle der Schärfentiefe gehört zu den wichtigsten Elementen der kreativen Fotografie.

 

Grundsätzlich produzieren größere Blendenöffnungen eine geringere Schärfentiefe. Wenn ihr also ein Porträtfoto aufnehmen wollt, bei dem sich das Objekt deutlich vom unscharfen Hintergrund abhebt, solltet ihr eine möglichst große Blendenöffnung wählen. Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Objektive mit längeren Brennweiten produzieren in der Regel eine geringe Schärfentiefe (teilweise weil, wie wir oben gelernt haben, eine Blende 1,4 in einem 85-mm-Objektiv viel größer ist als eine Blende 1,4 in einem 24-mm-Weitwinkelobjektiv) und auch der Abstand zwischen den Objekten in einer Szene hat einen Einfluss auf die subjektiv wahrgenommene Schärfentiefe.

 

In drei Schritten zur optimalen Schärfentiefe

Oft reicht es nicht aus, ein lichtstarkes Objektiv zu wählen und die Blende voll zu öffnen, um eine optimale Hintergrundunschärfe zu erzielen. Das ist der erste Schritt, aber manchmal führt eine große Blende allein nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Der zweite Schritt ist, den Abstand zwischen Motiv und Hintergrund richtig zu wählen. Wenn der Abstand zu gering ist, wird die Schärfentiefe zu groß, um eine zufriedenstellende Unschärfe des Hintergrundes herbeizuführen. Der Abstand zwischen Objekt und Hintergrund sollte für den gewünschten Effekt so groß wie möglich sein. Der dritte Schritt ist die richtige Wahl der Brennweite. Wie bereits erwähnt, ist es mit längeren Brennweiten bedeutend einfacher, eine geringe Schärfentiefe zu erzielen. Nutzt diese Informationen! Viele Fotografen schätzen Objektive mit kleinbildäquivalenten Brennweiten zwischen 75 mm und 100 mm als ideale Porträtobjektive.Ich hoffe, ihr findet diese Informationen hilfreich.

blende2.jpg

 

Schöne Grüße aus Berlin

Peter